Schweden Part II


I: Wo wir jetzt hier mal ein wenig die Sonne und die Ruhe genießen, da fällt mir noch was ein, aus der Provinz vor Kristiansund. Hast du da auch diese ungewöhnlichen Reifenspuren auf der Straße gesehen?
M: Ja, klar, die waren ja nicht zu übersehen. Das erste Mal dachte ich es seien Bremsspuren und hab mich gewundert das der so stark geschlingert ist beim bremsen. 
I: Ja, genau, so ging’s mir auch. Vor meinem inneren Auge spielte sich eine dramatische Szene ab, wie, vielleicht Nachts oder bei Abenddämmerung, plötzlich ein Elch auf der Straße stand und der überraschte Autofahrer versucht hat mit einer Vollbremsung und verzweifelten Ausweichmanövern einen Zusammenstoß zu verhindern. Das Auto schlingerte von links nach rechts, es war kurz davor komplett auszubrechen, seine Frau auf dem Beifahrersitz schrie und den Kindern auf dem Rücksitz blieb nichts mehr als der pure Schrecken und weit aufgerissene Augen. Mein Auge huschte hin und her, ob man noch irgendetwas von dem, wahrscheinlich unvermeidlichen, Aufprall sehen konnte, aber da war nichts. Die Leitplanke war schon sichtlich älter und hatte keine Beschädigungen durch einen fatalen Einschlag eines Elchs oder Autos, samt seinen verdutzen Insassen. Ah, also gab es keinen Zusammenstoß und die kleine Familie war gerade im Sommerurlaub auf Mallorca, Glück gehabt.
Dann kamen uns aber immer häufiger diese Spuren von schlingerartigen Reifenspuren entgegen und irgendwann erschienen mir selbst verschiedenste Variationen der Geschichte -mit Elch, mit Rentier, Fuchs, Hase oder anderem Auto- unglaubwürdig. 
M: Hättest du mich gefragt hätte ich es dir direkt sagen können… 
M, I: … das es Pubertierende mit ihren PS-starken Autos waren…
I: … die hier in der Provinz, wo wirklich nicht viel los ist, mal was erleben wollen.
M: Naja, wir haben doch wohl alle mal Unsinn gemacht als wir jung waren, oder nicht?
I: Hä? Du auch? Was konntest du für Unsinn machen?
M: Als ich kein halbes Jahr alt war, ich war so sehr überzeugt von meiner Kraft, Schnelligkeit und Unfehlbarkeit, da hab ich meinem Vorbesitzer mal auf den Serpentinen des Kyffhäusers ein paar mehr PS und Umdrehungen zur Verfügung gestellt als er wohl wollte… sind wir da durch die Kurven geflogen… hat viel Spaß gemacht. Er hat dann allerdings, oben angekommen, erst einmal ne Pause von einer halben Stunde gemacht und seine Gesichtsfarbe sah auch nicht gut aus.
I: Uiih… hast du dich danach dann wenigstens entschuldigt?
M: Wir haben ja nicht miteinander geredet… das kam erst mit dir.
I: Aber sowas machst du jetzt nicht mehr, oder? Und wenn, würdest du mir das sagen, nicht wahr?
M: … klar… also… ab jetzt mache ich das.
I: Oh, Mann, du bist mir eine… guckst schon wieder so schelmisch…



Sonntag, 20:15, Tatortzeit in Deutschland
I: Man hört ein fernes Kreischen eines Motors und durch den nächtlichen Wald sieht man den Lichtkegel eines Scheinwerfers huschen. Aus dichten Nebelschwaden heraus bricht ein Motorrad auf den Zuschauer zu und kommt, mit einem letzten Aufschrei des Motors, in maximaler Schräglage schlingernd und mit quietschenden Reifen, zum stehen… Eine schwarze Gestalt erhebt sich vom…
M: Also ich könnte ja so kräftig slidend zum stehen kommen, rein technisch gesehen, aber ich befürchte du würdest dich das gar nicht trauen…
I: … Die schwarze Gestalt erhebt sich also, im Gegenlicht des Scheinwerfers, von seinem Motorrad und bleibt im Dunkeln unerkannt neben seiner Maschine stehen. Eine dunkle Flüssigkeit breitet sich im Scheinwerferlicht vor seinen Füßen aus…
M: Wahrscheinlich ein kapitaler Motorschaden, weil er die Arme so getreten hat…
I: … also wirklich… 
M: … aber Apropos Tatort. Wie gehts denn morgen weiter mit uns?
I: Tja, deine Symptomatik ist wirklich leider keine eindeutige… mal lädst du die Batterie, mal nicht. Die Messwerte beim Regler sehen normal aus… wenn jetzt irgendwas richtig kaputt wäre, wäre es deutlich einfacher. 
Um unsere Tour fortzusetzen, brauchen wir die Batterieleistung. Lass uns morgen einfach noch eine Batterie kaufen und einen Auflader, dann haben wir immer eine geladene dabei und wir vermeiden das wir irgendwo wieder liegen bleiben.
M: Tja, aber wenn ich nur hundert Kilometer damit komme…
I: Das wäre dann suboptimal… aber das sehen wir dann, Hauptsache du kommst morgen bis Luleå! Wie fühlt es sich an, am Auflader zu hängen…
M: Elektrisierend.
I: Sehr gut… dann schauen wir mal morgen weiter.






Kommentare

  1. Dann drücke ich mal fest die Daumen, dass die Batterie mindestens bis zum nächsten Etappenziel durchhält!!! Je weniger Du am Moped schrauben musst, desto mehr Zeit bleibt für weitere fantastische Fotos :-)

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  2. Da schließe ich mich dem Elch an und Du bist eindeutig auf dem Weg nach Süden. Hier kamen nämlich tatsächlich gerade ein paar Tropfen runter ;)

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  3. Sehr spannend, drücke euch auch die Daumen und schicke der Batterie Energie rüber… viele Grüße an sie und dich :))

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  4. I: Danke euch allen für die Wünsche ! 😊💪🏼

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