Schweden


Freitag, 12.8., irgendwo in Lappland
M: Na, guten Morgen, hast du gut geschlafen im Zelt?
I: Ja, war sehr schön den starken Wind zu erleben, wie er da so um mein Zelt pfiff und mit der Extradecke vom Campingbesitzer war es schön mukkelig, trotz der einstelligen Temperaturen.
M: Was sind deine Pläne für heute?
I: Naja, was denkst du? Ich würde den Tag, der schön zu werden scheint, nutzen um ein wenig Strecke zu machen? Lappland ist schon schön, aber Campings sind hier rar gesät und voll, und etwas wärmer fände ich auch ganz nett. Die Strecken hier auf der Bundesstraße E45 und E10 sind nicht ohne Grund die „Autobahn zum Nordkap“, oder besser gesagt, in unserem Fall, vom Nordkap.
M: Ja, ziemlich momonton, aber man darf mal wieder hundert fahren…
I: Yep! Wenig Aussicht, viele Bäume, wenig Kurven und kilometerlange gerade Straßen…
M: Perfekt um schneller in wärmere Gefilde zu kommen.
I: Würde ich auch so sehen. Auf der ständigen Suche nach Bullerbü und Pipi.
M: Wer oder was ist das?
I: Okay, kommt auch auf die Liste von Dingen, die ich dir daheim zeige. 
Lass uns heute nur mal fahren, Fotos mache ich nur wenn uns irgendwas entgegen kommt…
M: Willst du eigentlich nochmal nach Norwegen zurück? 
I: Ja, gerne… kommt auf das Wetter dort an, wie wir voran kommen und wie teuer das Leben hier in Schweden ist, anscheinend liegen die Kosten hier höher als in Norwegen. Können wir ja mal schauen, entweder schon bei Östersund Richtung Trondheim oder dann über Oslo nochmal in den Süden. Würde ja sehr gerne nochmal nach Hedda, zur größten Stabkirche der Welt.
M: Für mich alles gut! Sind wir denn wieder Freunde?
I: Wieso, sind wir das nicht ohnehin?
M: Ja, aber weil du so viel Ärger hattest wegen mir die letzten Tage.
I: Ach Quatsch… das gehört dazu. Wir beide sind um ein paar Erfahrungen reicher und ich weiß endlich, was genau das für ein Teil unter deiner linken Verkleidung ist :-)
M: Ja, wir lernen uns immer besser kennen… und vielleicht wird ja eines Tages auch mal ein kleiner Mechaniker aus dir :-)
I: ich werde mein Bestes dafür tun… sollen wir los?
M: Yep… auf in die Sonne, das Leben und lass uns den Wind und die Gerüche der Gegend um unsere… äh, deine Nase wehen!

Samstag, 13.8., Töre
I: Nach der gestrigen Steilvorlage der Maschine, wollte ich gestern Abend eigentlich noch etwas dazu schreiben was die Faszination des Motorradfahrens, unter anderem, ausmacht. Dieses Gefühl, die Natur so hautnah, so direkt, zu erleben, die Sonne, die Hitze, die Kühle, wenn man im Sommer in einen Wald hinein fährt, der Wind, der einmal leicht säuselnd um einen herum streicht und das andere Mal hart an einem reisst und zerrt, einen hin und her wirft, wie die letzten Tage auf dem Hochplateau. Der Regen ist zwar ein weniger schönes Gefühl den Elementen ausgesetzt zu sein, aber er ist ebenso direkt. Das, was der Maschine aber leider gänzlich fehlt, ist die geruchliche Wahrnehmung, die im Auto auch nahezu abhanden kommt oder sich nur sehr dezent durch die Klimaanlage quält. Das frisch gemähte Gras, der in dem Moment geerntete Weizen oder geschlagenes Holz, das moderig Nasse des Waldbodens, der salzige Geruch des Meerwassers, die Veränderung der Gerüche wenn die Abenddämmerung aufzieht oder der Geruch nach einem warmen Sommerregen.
Es kam gestern jedoch dann alles anders als gedacht… aber wartet mal, ich mach mal die Zündung an.
M: Hey… wo sind wir? Sind wir immer noch auf der Schnellstrasse? Aber es ist doch schon morgen? Was ist passiert?
I: Du wolltest schon wieder mal nicht mehr!
M: Oh, Nee… 
I: Wir sind nur zwanzig Kilometer weit gekommen von unserer letzten „Auszeit“.
M: Ah, habe ich doch gesagt, das es zu wenig Zeit war mit der Aufladung der Batterie. 
I: Tja, aber was sollten wir machen, die Garage machte ja pünktlich um 16 Uhr zu. 



M: Ein Glück sind wir ja davor schon viel gefahren… aber hier… 
I: Tja, unser Plan noch bis Luleå zu kommen, ist leider gescheitert. 
M: Kurz bevor ich ausging dachte ich noch kurz, „oh, bitte, jetzt nicht hier, nicht an dieser blöden Schnellstrasse, wo nix ist und keiner anhalten wird“. 
I: Ähnliches dachte ich dann auch.


M: Du hattest doch überlegt den ADAC zu rufen, für den „Notfall“.
I: Ja, an dem Punkt war ich dann auch, besonders da ich an dem Laderegler selber nichts machen kann, das Wochenende angefangen hatte und du ja auch keinen Mucks mehr von dir gegeben hast. Aber ich hab da keinen erreicht?
M: Wie, keinen erreicht… das ist der ADAC? 
I: Yep, ich war auch einigermassen fassungslos. Die Auslands-Hotline war anscheinend zu stark überlastet, beziehungsweise sie haben da zu wenig Leute sitzen, jedenfalls kam nach 50 (!!) Minuten dann die Ansage, „aufgrund der hohen Nachfrage konnte ihr Anruf nicht entgegen genommen werden, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal“. Das habe ich drei Mal probiert! Selbst auf die Online-Meldung haben sie nicht reagiert.
M: Unfassbar!
I: Das dachte ich dann auch zwischendurch,  besonders wenn man sich vorstellt wir wären eine kleine Familie mit zwei Kindern, aber ich hab das Beste draus gemacht. Bin zwischendurch zu der Tankstelle zurück gelaufen für Essen, Trinken und menschliche Bedürfnisse. Gegen 21:30 wurde mir jedoch klar, das wird heute hier nichts mehr. Zelten am Seitenstreifen der Schnellstrasse? Kurzfristig hatte ich das in Erwägung gezogen. Aber dann entschied ich mich, dich hier, seeeeehr schweren Herzens, alleine auf der Schnellstrasse übernachten zu lassen. In manch anderen Ländern hätte ich das wohl nicht gemacht. Der Besitzer des lokalen Campings hat mich mit allem Gepäck abgeholt und ich habe eine sehr nette Hütte, für weniger Geld als gestern der Zeltplatz in Lappland. Wirst du gleich sehen. Er gab mir sogar ein Aufladegerät, so das ich dich jetzt wieder zum Leben erwecken konnte.
M: Oh, das ist ja Super!
I: Ja, absolut! Eine toll visualisierte freundliche, helfende Hand.
M: Und jetzt? Fahren wir weiter? 
I: :-) Du bist vielleicht fit, aber nach den letzten Tagen brauche ich jetzt erstmal einen Ruhetag, oder sogar das ganze Wochenende… wir müssen ja jetzt auch schauen wie wir weiter vorgehen… gibt mehrere Optionen, aber lass und erstmal zurück zum Camping, zeige ich dir kurz deinen Stellplatz.
M: Mit Dach? Ach, ist eh egal, die Sonne scheint ja sooo herrlich… ganz ungewohntes Gefühl… :-)




M: Hier halte ich es das Wochenende aus.
I: Ich auch.

Kommentare

  1. Das Birkenbild vom 11.: Ein Gedicht in Farben .... wirklich besonders, .... geknipst wie gemalt

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  2. Ich drücke die Daumen, dass Du ein immer besserer Mechaniker wirst - aber idealerweise, um anderen Liegengebliebenen zu helfen!!!

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  3. Das WE tut euch beiden hoffentlich gut, erholt euch! Ich drück die Daumen, dass der ADAC zu euch findet und die Maschine wieder startklar macht! Jetzt erst einmal viel Sonne und Entspannung!

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    1. I: Ein Glück hat das mit dem ADAC nicht geklappt :-)

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  4. Toitoitoi Markus en geniet van het weekend! Mooie plek!! Groetjes, Marian

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